Die Online City Göppingen ist seit dem 27.10.2015 über den Infrastrukturgeber atalanda als lokaler Online-Marktplatz im Netz vertreten. Göppingen folgte damit den in Wuppertal (Online City Wuppertal) gesammelten positiven Erfahrungen. Dort wurde der lokale Online-Marktplatz gut ein Jahr früher und unter sehr aufmerksamer Beobachtung der nationalen Presse gelauncht. Anders als in der Schwebebahn-Stadt jedoch, die als nationales Pilotprojekt mit Fördergeldern ausgestattet war und wo bis dato keine stadtteilübergreifende Händlergemeinschaft existierte, übernahm in Göppingen der Gewerbeverein Göppinger City e.V. das Projektmanagement.

Im Oktober 2020 können noch 43 Profile der Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe aufgerufen werden. Rund ein Drittel der gelisteten Anbieter präsentiert auch seine Produkte auf dem Online-Marktplatz.

Bewertung durch localcommerce.info

Gelungene Umsetzung

Von Beginn an wurden in Göppingen auch Dienstleister und Gastronomen angesprochen. Auch wenn Infrastrukturgeber atalanda sein Marktplatzmodell bisher vor allem am Bedarf von Händlern ausgelegt hat, wirken die Schaufenster-Profile von Dienstleistern auch ohne Produktwelt ansprechend. Ein Pluspunkt dieser Strategie: Mit über 60 Profilen hat die Göppinger Werbegemeinschaft ein breites Spektrum an Unternehmen auf dem Marktplatz versammelt. Damit liegt man bei rund 40 Prozent der bereits in der Werbegemeinschaft Göppinger City e.V. organisierten Händlern. Was als relativ gute Quote zu bewerten ist, zumal der bereits existierende City-Gutschein als klassisches Kaufkraftbindungswerkzeug auch in nur etwa 60 Geschäften einlösbar ist.

Das Projektmanagement nutzt die durch den Kümmerer bzw. City-Admin kuratierbare Geschenketipps-Rubrik regelmäßig für Werbeaktionen. So wurde die Rubrik nach dem Sommer in „Herbsttipps“ umbenannt und mit einem Gewinnspiel beworben. Auch wenn der Reichweitenaufbau alleine über die Facebook-Seite des Gewerbevereins sicherlich unzureichend ist, versteht das Projektmanagement kreativ mit der zur Verfügung stehenden Infrastruktur und einzelnen auf Stadtebene individualisierbaren Online-Werkzeugen umzugehen.

Optimierungsbedarf

atalanda kann dem Göppinger Modell mit vielen Dienstleistern im Moment noch nicht ausreichend Rechnung tragen. Denn weder bietet der Marktplatz eine Branchensuche oder lässt eine Filterung der Teilnehmerprofile etwa nach Friseuren oder Cafés zu noch hat man mit einem Terminvereinbarungs-Element oder lokalen Veranstaltungshinweisen eine Möglichkeit die Dienstleistungsangebote stärker zu bewerben oder online mit Mehrwert anzureichern.

Das Dilemma zeigt sich schon im Menüpunkt „Händler“, der hier konsequenterweise um „Dienstleistungen“, „Handwerk“ und „Gastronomie“ ergänzt werden müsste. Denn über das Kategorien-Browsing wird der Nutzer nur in die Produktwelt geführt. In dieser erscheinen Dienstleister dann nur, wenn sie zum Beispiel Gutscheine oder – wie ein Reisebüro es tut – Reiseangebote als Produkt anlegen. Den Marktplatz zugunsten einer höheren Sichtbarkeit der Dienstleister aufzubohren ist keine Raketenwissenschaft. Teilnehmerprofile in verschiedene Typen zu clustern würde genügen, um sie im Frontend besser verlinken und in der Suche integrieren zu können.

Ein großes Manko der Online City Göppingen ist sicherlich, dass es dem Projektmanagement noch nicht gelungen ist, die Mehrheit der Teilnehmer für den ernst gemeinten Einstieg in die Produktwelt zu ermutigen. Viele Händler listen keine Produkte (reine Schaufenster-Profile) oder sind mit max. 20 Produkten vertreten. Das gefällt auch dem geneigten Online-Kunden nicht. Und so wird das nichts mit den RoPo-Effekten (research online, purchase offline). Denn nur über die Sichtbarkeit einer kritischen Masse an Produkten in Google sind – siehe Online City Wuppertal – nennenswerte Frequenzgewinne im stationären Geschäft zu erzielen. Dieser online-lokale Effekt sollte bei digitalen City-Initiativen immer im Vordergrund stehen.

An atalanda liegt es sicherlich nicht, denn das Unternehmen bindet mittlerweile über 20 verschiedene Warenwirtschaftssysteme an und ermöglicht mit einem sehr einfachen CMS das manuelle Listen oder sogar das Listen von Produkten per Excel-Tabelle. Und selbst die iPad-basierte Kasse und Warenwirtschaft Inventorum ist atalanda-fähig. So ist es auch zu erklären, dass die Online City Göppingen nicht auf den Tagestipp (24 Stunden ein Produkt eines Händlers zum unschlagbaren Preis) zurückgreift, der als tägliches Promotionwerkzeug und Trafficbringer für den Marktplatz eingesetzt werden kann.

Auch das Erscheinungsbild der Profilportraits könnte einheitlicher wirken. Die Portraits sind nicht aus einem Guss. Offensichtlich nehmen nicht alle Teilnehmer das Angebot des Projektträgers an, über einen professionellen Fotografen vergünstigte Profilbilder zu produzieren. atalanda wiederum könnte durch eine Einbettungslösung des Logos der jeweiligen Teilnehmer das Kraut-und-Rüben-Erscheinungsbild mal mit mal ohne Logo eindämmen.