Die baden-württembergische Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen mit rund 40.000 Einwohnern hat seit Ende November 2016 und nach achtmonatiger Entwicklungszeit einen lokalen Online-Marktplatz mit Reservierungsfunktion.

Treiber der Initiative ist weder die Stadt selbst noch ein ortsansässiger Verlag. Es ist der Stadtverband des Bundes der Selbstständigen (BDS). Der Online-Marktplatz myle.de wird innerhalb des Vereins als wirtschaftlicher Gewerbebetrieb betrieben. Dies bedeutet auch, dass die über die Profilkosten generierten Erträge für die Weiterentwicklung, Pflege und Bewerbung des Online-Marktplatzes eingesetzt werden.

Der Online-Marktplatz enthält neben Informationen über die Produkte der lokalen Händler auch Veranstaltungstipps und einen Newsfeed, der laufend aktualisiert wird.

Bewertung durch LocalCommerce.info

Gelungene Umsetzung

Mit der Einbettung von lokalen Nachrichten, einer Jobbörse, der separaten Vereinsübersicht und einem Veranstaltungskalender schöpft der Marktplatzbetreiber alle relevanten Funktionen eines städtischen Online-Schaufensterportals aus und reichert es mit einer Produkt-Reservierungsfunktionalität an. Man sieht allerdings auch, dass die eine oder andere Rubrik eher hemdsärmelig daher kommt. Außerdem hat man im Laufe der ersten beiden Betriebsjahre auch die eine oder andere Lernkurve durchschritten. Die Mittagstisch-Übersicht etwa wurde wieder vom Frontend genommen. Offensichtlich war die Pflege zu aufwendig oder das Nutzerinteresse zu gering.

Als Zielgruppe hat die Initiative in der Flughafen- und Messestadt neben der lokalen Konsumbevölkerung auch Einpendler im Visier. Ein besonderes Kennzeichen der Online-Sichtbarkeitslösung ist die Anbieter-Bewertung, die bisher von nur wenigen digitalen City-Initiativen eingesetzt wird.

Optimierungsbedarf

Der Marktplatz für Leinfelden-Echterdingen basiert auf einem Drupal Content Management System (CMS) und Drupal Commerce, das entsprechende open-source-basierte E-Commerce-Framework – mehr dazu auf der Website der Umsetzungsagentur. Da man die „Check & Reserve“– Funktion, die auch hier missverständlich als „Click & Collect“ bezeichnet wird, auf technischer Grundlage dieses Shopsystems möglich macht, wird dem Kunden erst im vierten Schritt des Check-outs durch die Versandartwahl kommuniziert, dass nur die Abholung im Geschäft (und letztlich auch nur dort die Bezahlung des reservierten Produkts) möglich ist.

Meist sind diese suboptimal laufenden Check-out-Prozesse darauf zurückzuführen, dass die Marktplatzbetreiber und Infrastrukturgeber auf ein Shopsystem zurückgreifen, das (noch) nicht für Cross-Channel-Verkaufskonzepte ausgelegt ist. Denn letztlich sollten Online-Reservierungsvorgänge, denen noch nicht einmal eine Online-Bezahlung voraus geht, für potentielle Kunden viel niederschwelliger angelegt sein.