Das Nagolder Unternehmen Citydibs, das eine Ausgründung des IT-Dienstleisters „L Trading“ ist, hatte seine Heimatstadt als Pilotstandort für den gleichnamigen lokalen Online-Marktplatz gewählt. Nach nur drei Monaten Betrieb wurde das Projekt allerdings wieder eingestellt. Kaum mehr als zehn Händler beteiligten sich am Marktplatz, wie der Schwarzwälder Bote berichtete.

Der IT-Infrastrukturgeber setzte dabei radikal auf Click & Collect. So konnten online bestellte Produkte nicht nur in den Geschäften abgeholt werden, sondern auch an einem „Pack-Roboter“ der Firma Cleveron, der am örtlichen MediaMarkt platziert war und sogar als plattformexterner Paketebunker dienen sollte. Bestellungen bei Marktplatz-Händlern, die bis nachmittags eingingen, konnten noch am gleichen Tag dort kostenfrei abgeholt werden. Die logistische Unterstützung erhielt man durch örtliche Fahrradkuriere.

Der Marktplatz war auch per App zugänglich. Außerdem setzte Citydibs auf ein Bonussystem, das sowohl beim lokalen Online-Einkauf als auch beim Shoppen in der Stadt genutzt werden konnte.

Nagold ist beim Thema Digitalisierung kein unbeschriebenes Blatt. Sehr früh setzte ein Zusammenschluss aus Händlern, Dienstleitern, Gastronomen und Handwerkern unter der Adresse www.nagold-erleben.de auf eine Online-Schaufensterlösung. Die Citydibs Deutschland GmbH hat die akquisitorischen Bemühungen beim Start einer Local-Commerce-Initiative offenbar unterschätzt. Zwar gelang ein Schulterschluss mit der Lokal-Politik – der Schwarzwälder Bote stellte die ideelle Unterstützung des Oberbürgermeisters heraus –, aber ohne Unterstützung einer gewachsene lokalen Interessengemeinschaft war es schwer, den lokalen Handel in der Breite für den Digitalisierungsansatz zu begeistern.

Allerdings hatten die Betreiber bzw. die Investoren auch den Mut, frühzeitig die Reißleine zu ziehen. Denn tote Pferde zu reiten, ist keine Seltenheit im Umfeld digitaler City-Initiativen. Die Citydibs Deutschland GmbH versucht indes den logistischen Teil des Online-Marktplatzes, die zentrale Paketlieferstelle, als skalierbaren Service unter dem Namen „Smartmile“ zu vermarkten.