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Umfrage in Niedersachsen: CIMA warnt Städte, den digitalen Zug zu verpassen

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Die CIMA legt in einer aktuellen Wiederauflage der Studie „Gemeinsam online?“ als Umfrage in Niedersachen den Finger in die Wunde des lokalen Einzelhandels. Proaktives Handeln sei gefragt, wenn es um die Online-Sichtbarkeit des Einzelhandels geht.

Die Studienautoren nehmen kein Blatt vor den Mund, um den Ist-Zustand bei Digitalisierungsmaßnahmen im niedersächsischen Innenstadthandel zu beschreiben:

„(…) Unkenntnis gepaart mit dem objektiv vorhandenen Problem wenig Zeit und Ressourcen für die Online-Präsentation zu besitzen, führen zu einem unguten Stillstand, der die Lücke zwischen den großen Online-Händlern (die teilweise auch stationär anbieten) und dem stationären Facheinzelhandel weiter vergrößert.“ (CIMA 2017, S. 13)

Gleichwohl wissen auch die Kommunalberater der CIMA, dass dem Stadtmarketing und City-Management damit ein Thema „vor die Füße“ gefallen ist, das man schnellstens proaktiv angehen sollte. „Das Stadtmarketing oder die Werbegemeinschaften müssen agieren“, heißt es in der Studie, zu der 126 Personen aus dem kommunalen Umfeld und aus Werbegemeinschaften sowie 115 Händler befragt wurden.

Gleichzeitig mahnt das Beratungsunternehmen auch vor „vermeintlichen Ideallösungen“, die City-Managern, Stadtmarketingverantwortlichen und Händlern derzeit zuhauf mit Hochglanzprospekten auf den Schreibtisch flattern. Einmal mehr wird deutlich, dass eine wie auch immer geartete digitale City-Initiative finanzielle Ressourcen für ein ausgeklügeltes Projektmanagement braucht. Technologie einkaufen reicht also nicht, Veränderungsmanager sind gefragt.

„Wenn nur reagiert wird – sei es auf die aktiven Händler der eigenen Innenstadt oder auf Dienstleister von außen mit der vermeintlichen Ideallösung – ist es meist zu spät.“ (CIMA 2017, S. 18)

Immerhin sind 7 % der befragten niedersächsischen Städte und Kommunen mit einem lokalen Online-Marktplatz im Netz und 29 % planen dies für die Zukunft. Die CIMA kommt in der Veröffentlichung vom Februar 2017 dennoch zu dem Schluss, dass den meisten Städten und Gemeinden in Niedersachsen eigentlich „eine gute und aktuelle Übersicht über das vorhandene Angebot“ (CIMA 2017, S. 17) des Einzelhandels fehle. Gleichzeitig aber betonen die Studienautoren, dass es dazu keiner „integrierten Shoppingfunktion“ (ebd.) bedarf, sondern einer „angemessenen Produkt- und Angebotssuche“ (ebd.).

Einfache Lösungen gibt es nicht

Wie aber will man ohne einer kritischen Masse an Produktdaten inkl. der Angabe zu geführten Marken in den Geschäften (lediglich ein Attribut im Product-Feed) diese „angemessene“ Situation herstellen? Darauf gibt die Studie keine schlüssige Auskunft und bleibt leider im Vagen. Ohne ein Marktplatz-Modell, ohne einen Multi-Vendor Shop mit angeschlossenen Warenwirtschaften und Großdatenbanken von Verbundgruppen und Lieferanten bzw. Herstellern wird es schwierig mit der online-lokalen Relevanz. Auch in einer Kompromisslösung mit ausschließlicher Reservierungsfunktionalität ohne Online-Bezahlung (Check & Reserve) muss man in die Produktwelt einsteigen und Waren inklusive Bilder und Artikelbeschreibungen im Netz präsentieren.

Indes gibt es freilich auch in Niedersachen Versuche, auch ohne klassische E-Commerce-Funktionalitäten digitale City-Initiativen im Relevant Set des lokalen Kunden zu verankern. Größter Vorteil derartiger Plattformen ist die Integration von Branchen über den Einzelhandel hinaus. Innenstadtverortete Angebote von Dienstleistern, Handwerksunternehmen oder Gastronomen stehen so, mitunter angereichert durch weitere Informationen zu Mittagstischen, Parkplätzen oder Jobs, neben aktionsorientierten Profilen von Händlern.

In der Datenbank von LocalCommerce.info sind bisher neun niedersächsische Standorte mit digitalen City-Initiativen gelistet, darunter mehrheitlich Schaufensterlösungen wie das erst im März 2017 gestartete Portal inosna oder das verlagsgetriebene „Kaufhaus Lüneburg“. Mit „Diepholz bei eBay“ und der „Online City Wolfenbüttel“ (atalanda) sind auch lokale Online-Marktplätze mit Shopfunktionalität vertreten. Wie in NRW haben Kommunen und Städte auch in Niedersachsen also die Möglichkeit, von „Showcases“ mit verschiedenen Infrastrukturgebern, Projektträgern und Rahmenkonzepten zu lernen.


 Zitierte Quelle:

CIMA Beratung + Management GmbH (2017): Gemeinsam online? Digitale City-Initiativen auf dem Prüfstand, 2. Umfrage Niedersachsen zum Status Quo bei Werbegemeinschaften/City- und Stadtmarketing. Lübeck.

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Marktforschung & Wissenschaft

Autor*in

Andreas Haderlein

Andreas Haderlein, ist Fachbuchautor und Change Manager. Er begleitete u. a. das Pilotprojekt „Online City Wuppertal“ (2013–2016) als Impulsgeber und Berater. Aktuell ist er u. a. für die Umsetzung eines regionalen Online-Marktplatzes in der Region Altmühlfranken verantwortlich. Sein jüngstes Buch „Local Commerce“ ist im März 2018 erschienen. // Mehr »

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